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Wachsam sein gegen Indoktrination von Kindern

FAkS ER Schule ohne Rassismus Urkunde
Datum:
Veröffentlicht: 16.5.13
Von:
Klaus-Stefan Krieger

Fachakademie für Sozialpädagogik in Erlangen ist jetzt Schule ohne Rassismus

„Die Initiative ging von den Studierenden aus, nicht von den Lehrern“, betonte Schulleiter Hermann Kaiser. Bei einer kleinen Feier in der Kapelle des Roncallistifts erhielt die Josef-Mayr-Nusser-Fachakademie für Sozialpädagogik in Erlangen den Titel einer „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Mit einer Selbstverpflichtung, sich gegen jede Form von Diskriminierung und Grenzüberschreitung an ihrer Schule stark zu machen, hatten die Schüler dafür den Grundstein gelegt.

Kaiser dankte dafür den Klassen 1 und 2 sowie den Praktikantinnen und Praktikanten des Sozialpädagogischen Seminars. Zwei von ihnen berichteten, wie die Schüler zwei Jahre lang auf den Titel hingearbeitet hatten: mit der Sammlung der Unterschriften unter die Selbstverpflichtung, einem eigenen Wahlpflichtfach und durch eine Kooperation mit amnesty international. Nun zeigten sie sich selbst gespannt, wie ihre Kommilitonen das Thema weiterverfolgen und umsetzen werden.

Denn: „Der Weg hat heute erst begonnen.“ So formulierte es Bertram Höfer, der mittelfränkische Regionalkoordinator des Projekts, bei der Übergabe der Urkunde. Mit dem Titel übernähmen die Schüler nicht nur Verantwortung, anderen Menschen zu helfen, wenn sie ausgegrenzt werden. Sie verpflichteten sich auch, mit der Thematik Fremdenfeindlichkeit weiterhin auseinanderzusetzen. Eine Schule gegen Rassismus solle jährlich eine Veranstaltung dazu durchführen.

Unterstützung erfährt die Schule dabei von einem Paten. Für die Erlanger Fachakademie, einer Einrichtung des Diözesan-Caritasverbandes Bamberg, ist es der Autor Leonhard Seidl aus Nürnberg. Er hat sich in einem Roman mit rechtsextremistischen Gewalttaten beschäftigt und in der Fachakademie bereits eine Lesung aus seinem Buch „Mutterkorn“ gehalten. Bei der Urkundenverleihung machte er darauf aufmerksam, dass inzwischen ein Viertel der Neonazis Frauen seien. Sie versuchten, gegen das Image der Brutalität Mütterlichkeit zu verströmen und dadurch in ihrem Sinne Kinder zu beeinflussen – etwa als Mitarbeiterinnen oder Elternbeiräte im Kindergarten. Erziehern falle daher die besondere Verantwortung zu, wachsam zu sein und darauf zu achten, dass Kinder nicht durch Rassismus vergiftet werden.

Bewegt zeigte sich Seidl vom Namenspatron der Fachakademie. Josef Mayr-Nusser hatte als Soldat – obwohl jung verheiratet und Vater eines einjährigen Buben – den Eid auf Adolf Hitler verweigert. Auf dem Weg ins KZ Dachau verstarb er im Februar 1945 auf dem Güterbahnhof in Erlangen an den Folgen von Folterung und Unterernährung. Seidl ermutigte die Schüler zugleich mit der Überzeugung, dass Courage viele Gesichter habe. Jeder solle so viel, wie ihm möglich sei, beitragen zu einer „Gesellschaft, in der alle gleich sind, aber alle verschieden sein dürfen.“

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