Datum:
Veröffentlicht: 2.4.17
Von:
http://www.jugenddienst.it/Mayr-Nusser.html
Das Schicksal des Josef Mayr-Nusser bewegt: Als er am 4. Oktober 1944 den SS-Eid verweigerte, tat er dies im Bewusstsein, damit sein eigenes Todesurteil unterschrieben zu haben. Ein Eid auf die Person Adolf Hitler war mit seinem Gewissen bzw. mit seiner Überzeugung als Christ nicht vereinbar. Er starb am 24. Februar 1945 in einem Viehwaggon bei Erlangen. 
Der Historiker Hannes Obermair gab der Gruppe im Dokumentationszentrum am Siegesplatz einen Einblick in die Zeit des Faschismus und des Nationalsozialismus in Südtirol, die Jugendlichen sprachen über Opfer und über Täter in der Südtiroler Gesellschaft. Paolo Valente, italienischer Caritasdirektor, referierte über den Mut und die Zivilcourage Josef Mayr-Nussers, seinem Nein zu Rassismus und Nationalismus, seinem Nein zu einem totalitären System, seinem Nein zum Kult um den Führer, aber auch seine Haltung über das Selig und Glücklich sein.
1938 sagte Josef Mayr-Nusser in einem Gespräch: „Das Einstehen für das als richtig Erkannte, für die eigene Überzeugung aus dem Gewissen heraus, auch wenn der Zeitgeist, die veröffentlichte Meinung, dem entgegengesetzt ist, das ist unsere Aufgabe heute wie in der Zukunft.“ Am Hügel der Weisen wurden Bäume für jene Weisen gepflanzt, die unauslöschliche Spuren in Bozen hinterlassen haben: Josef Mayr-Nusser, Franz Thaler, Claudio Abbado, Carlo Maria Giulini, Gianantonio Manci, Ryszard Kapuscinski, Bronislaw MalinowskiIn. Die Geschichte vom kleinen Baum, welche die Studierenden zu diesem Anlass mitbrachten, zeigt wie wichtig es ist, immer wieder Fragen zu stellen und nicht nur blindlings dem Zeitgeist zu folgen: „Wie unser Baum können auch wir unsere eigenen Prägungen von früher, unsere Wurzeln, immer wieder betrachten und neu überprüfen. Wir können immer wieder neue Blüten produzieren, neue Früchte reifen lassen und wiederum neue Samen in die Erde pflanzen.“
Diese Grundhaltung Josef Mayr-Nussers kam auch in einem gemeinsamen Gespräch mit Albert Mayr, dem Sohn Josef Mayr-Nusser, und den Studierenden in Lichtenstern am Ritten zum Ausdruck: „Wie verhält sich heute ein Christ gegenüber Anforderungen des Staates, die er nicht mit dem Gewissen vereinbaren kann?“ Nicht immer werden wir auf all unsere Fragen eine Antwort finden und jede Person hat die Freiheit, eine persönliche und individuelle Antwort zu geben. Der Kontext möge zwar heute ein anderer sein und doch soll – muss man, unbequeme Fragen stellen: Was macht Europa? Wie sieht es mit Waffentransporte von europäischen Ländern nach Afrika aus? Was passiert in der Türkei?