Besuch der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

26.10.2016
Im Rahmen des Projekts „Schule ohne Rassismus“ beschlossen das Team und die Studierenden der Josef-Mayr-Nusser- Fachakademie, das Konzentrationslager Flossenbürg zu besuchen und sich mit der rassistischen Vergangenheit Deutschlands auseinanderzusetzen.
Teilnehmer an dieser Veranstaltung waren die Studierenden der Klasse 1 und des Sozialpädagogischen Seminars ( SPS2), begleitet von fünf DozentInnen unserer Schule.
Durch das gebuchte Bildungsangebot der Stiftung Bayerische Gedenkstätten standen uns vor Ort sechs MitarbeiterInnen zur Verfügung, die uns zunächst in drei Gruppen aufteilten. In dem über der Gedenkstätte am Hang gelegenen modernen Bildungshaus, ausgestattet mit großen, hellen Räumen stellten die MitarbeiterInnen uns den geplanten Ablauf vor. Jede Gruppe bekam eine Führung über das Gelände (eine Gruppe vormittags, zwei nachmittags) und in der jeweils anderen Tageshälfte setzten sich die Gruppen im Seminar mit diesem dunklen Abschnitt der deutschen Geschichte auseinander.
Die Führung, das Gelände
Das Gelände selbst war nach dem zweiten Weltkrieg nahezu vollständig abgerissen und von der Stadt Flossenbürg als Industriegebiet ausgeschrieben worden. Erst als in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine tatsächliche Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland immer vehementer gefordert wurde, beschloss der bayerische Staat das Gelände als Gedenkstätte einzurichten. Es wurde zu einem Ort, an dem an die Gräueltaten des faschistischen Systems der NSDAP erinnert werden sollte - als Zeichen und Mahnung für kommende Generationen, einen derart menschenverachtenden rassistischen Wahnsinn nie mehr zuzulassen.
Rund 100.000 Häftlinge hielt die SS zwischen 1938 und 1945 dort in Gefangenschaft, mindestens 30.000 von ihnen kamen ums Leben. Die SS-Führung hatte das Lager errichten lassen, um durch die Zwangsarbeit der Häftlinge die Granitvorkommen am Ort auszubeuten. Das Tor, das Kommandanturgebäude davor, die Haftanlage mit Einzelzellen für die politischen Gefangenen, der Hinrichtungsplatz (unter anderem wurde hier auch Dietrich Bonhoeffer kurz vor Kriegsende erhängt), der Appellplatz, die Küchengebäude und ein großes Gebäude, in dem die Häftlinge entkleidet, geduscht und mit Gefängniskleidung ausgestattet wurden (die Wäscherei), konnten wir im Originalzustand besichtigen. Die Lage der Gefangenenbaracken im Gelände ist durch weiße Betonstreifen am Boden nachgezeichnet worden. Die ehemalige Wäscherei beherbergt auf zwei Ebenen eine Ausstellung über die Entstehung und Geschichte des Konzentrationslagers und seiner Außenlager. In einer chronologischen Übersicht gibt die Ausstellung einen historischen Überblick. Das grauenerregende Krematorium (auch im Originalzustand) liegt hinter einem Hügel und dahinter eröffnet sich der Blick auf das „Tal des Todes“, in dem die Asche der verbrannten Menschen einfach in den Wald gekippt wurde.
Die BegleiterInnen, die uns über das Gelände führten, vermittelten uns mit ihrem Hintergrundwissen einen sehr intensiven Eindruck von den unmenschlichen Zuständen, die in dieser abgelegenen oberpfälzer Gegend herrschten!
Die Fortbildung/Forschung/historische Aufbereitung
Die Mittagspause fand im Cafe des Tagungshauses statt, wo heute Inklusion praktiziert wird. Danach, in den Tagungsräumen, bekam das massenhafte Töten im Konzentrationslager ein individuelles Gesicht: die Studierenden beschäftigten sich in ihren Gruppen unter kompetenter Anleitung mit jeweils drei Einzelschicksalen – verfolgte Sinti, Juden, sogenannte Arbeitsscheue, die zur „Vorbeugehaft“ im Lager waren – Überlebende und damit mahnende Zeitzeugen des verbrecherischen Systems!
Das zur Verfügung gestellte Material aus dem Archiv des Lagers (Bilder der jeweiligen Menschen in verschiedenen Lebensabschnitten, Dokumente wie Ausweise, Zeitungsabschnitte, Briefe, Einweisungspapiere etc.) schilderten die Schicksale dieser Menschen. Die methodisch sehr gut aufbereiteten historischen Zeugnisse gingen uns allen sehr nahe!
Am Ende der Veranstaltung stellten die Gruppen das Leben dieser drei Menschen anhand eines Zeitstrahles vor und reflektierten über die Eindrücklichkeit und persönliche Betroffenheit, die diese persönliche Begegnung hervorgerufen hat.
Dank
An dieser Stelle möchte ich mich für die einfühlsame, interessante und kompetente Arbeit der MitarbeiterInnen der Gedenkstätte Flossenbürg bedanken! Ich wünsche ihnen viel Kraft, diese wichtige Aufklärungsarbeit fortzuführen – es ist bestimmt nicht leicht sich als ExpertIn (und MahnerIn!) tagtäglich mit diesem Abschnitt der deutschen Geschichte auseinanderzusetzen! Vielen Dank für diesen Einsatz!
Bedanken möchte ich mich auch bei allen TeilnehmerInnen (und DozentInnen) – auch nach der reibungslosen Heimfahrt im klimatisierten Bus bleibt uns das KZ Flossenbürg in mahnender Erinnerung und führte uns sehr deutlich vor Augen, wie wichtig das konsequente Vorgehen gegen jede Art von Rassismus auch in der heutigen Zeit ist!
Eine „Schule ohne Rassismus“ zu sein ist dabei ein wichtiger Beitrag!
Jürgen Moßdorf
Material zur Vertiefung finden sie unter:
www.gedenkstaette-flossenbuerg.de
Die Evaluation durch unser Kollegin Hömerlein finden sie unter „Downloads“ in Bereich “Terminplan für das Schuljahr“